Fiat soll bei Dieselautos eine illegale Motorsoftware verwendet haben. Der Hersteller sollte sich dazu im Verkehrsministerium erklären - ließ den Termin
zum Ärger von Minister Dobrindt aber platzen.
Bei der Aufarbeitung der Abgasaffäre hat der Autokonzern Fiat Chrysler (FCA) die Bundesregierung brüskiert. Der Hersteller ließ am Donnerstag einen von
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angesetzten Besprechungstermin platzen, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Fiat habe in einem
Anwaltsschreiben mitgeteilt, allein italienische Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-Fahrzeuge die europarechtlichen Abgasvorschriften einhalten.
Dobrindt reagierte empört: "Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich." Die Untersuchungskommission habe Zweifel, ob bei Fiat die
Typgenehmigungsvorschriften eingehalten worden seien. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE lehnte ein Fiat-Sprecher jeden Kommentar zu der plötzlichen Absage ab.
Die Untersuchungskommission von Dobrindt hatte wie bei vielen anderen Autoherstellern auch bei Fiat Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten von
Dieselfahrzeugen festgestellt. Bei einem getesteten Fiat Ducato lag der Stickoxidausstoß unter Straßenbedingungen demnach um das Neunfache höher als
erlaubt. Laut Medienberichten soll der Grund für die Überschreitung eine illegale Abschaltvorrichtung sein, die bei Fahrzeugen von Fiat dafür sorgt, dass
nach 20 Minuten nach dem Motorstart die Schadstoffreinigung aussetzt. Die Untersuchung beim offiziellen Testzyklus dauert 20 Minuten.
Erst am Mittwoch hatte sich Dobrindt mit Vertretern von Opel getroffen. Sie sollten ebenfalls Stellung zu Unregelmäßigkeiten bei den Abgaswerten beziehen.
Nach gemeinsamen Recherchen des SPIEGEL, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der "Monitor"-Redaktion hatten Nachmessungen auf der Straße sowohl
beim Zafira als auch beim Opel Astra alarmierende Werte und Abschalteinrichtungen offenbart.
Nach der Darstellung von Opel seien diese Abschaltungen der Abgasreinigung zum Schutz des Motors technisch notwendig und entsprächen den
rechtlichen Vorgaben, gab Dobrindt am Mittwoch bekannt. Die Vertreter des Ministeriums und der in der VW-Affäre eingerichteten Untersuchungskommission
bewerteten diese Sachverhalte sowohl aus rechtlicher als auch aus technischer Sicht jedoch anders.
Opel hat nach Dobrindts Worten 14 Tage Zeit erhalten, die technischen Unterlagen einzureichen, damit Experten die Darstellung des Unternehmens bewerten können.
Im Fall von Fiat kündigte Dobrindt am Donnerstag an, dass das KBA die Unterlagen mit den Messergebnissen an die italienische Typgenehmigungsbehörde übersenden werde.
"Die italienischen Behörden müssen prüfen, ob die Vorschriften eingehalten wurden."
cst/dpa