Ach Gottchen lang lang ist es her! Nun eigentlich würde ich auch jetzt noch meinen Fiat Linea Turbo fahren, ein toller wagen. Typisch Fiat etwas altbacken, viel Plastik, teilweise etwas sehr billig verarbeitet, aber zuverlässig ohne Ende, trotz Turbo sparsam, viel Platz und einfach das etwas andere Auto. Kannte keiner, hatte keiner, wollte keiner.....war mir egal. Nach Jahren BMW, Audi oder Ford, musste etwas günstiges, geräumiges aber auch gefälliges her. Trotz des Image was Fiat in Deutschland bekleidete, schaute ich mich auch dort um, denn kleine Limousinen (ja das ist eben die Form die ich bezvorzuge) gibts ja in unserem bornierten Golfheck Land kaum. Bzw. sind die Preise für Jetta und Co. damals zu abgehoben gewesen. Durch eine schwere Erkrankung musste auch der Preis stimmen und ich wollte was neues, ohne die ersten Jahre noch kostspielige Reparaturen haben zu müssen.
Ich hab den Linea nie bereut und würde ihn auch noch heute fahren, ich denke dass würde er auch noch locker tun, aber mich betrog unser damaliges Autohaus. Nach den vier Jahren Finanzierung, hatten wir die gesammte Restsumme tapfer zusammen gespart und vertrauensvoll im Autohaus eingezahlt, damit dieser das an Fiat weiterleitet und den Brief direkt anfordert. Wir wollten keine so große Transaktion über die Bank laufen lassen und hatten eigentlich genug Vertrauen in ein Fiat Autohaus, auf das man das dort ordnungsgemäß regelt.
Tja........9 Uhr Morgens Tausende von Euro eingezahlt, 13 Uhr hat der Drecksack Insolvenz beantragt, damit war alles Geld was sich bis zu dem Zeitpunkt in seiner Firma befand Insolvenzmasse. Ergo? Alles Futsch, Fiat zuckte mit den Schultern, dass interessierte die Bank überhaupt nicht, unser Auto weg und wir verzweifelt.
Mit der letzten Kohle die man noch für Notfälle hatte, kaufte ich mir einen Opel Omega B. Eins der größten, geräumigsten, schönsten aber auch miesesten Autos die Opel je gebaut hat. Ich kannte den Omega von meinem Vater her, der zwei besaß und in meiner Jugend hatte ich auch einen, den ich mein Eigen nennen durfte. Zwar besaß ich einen Fable für die Kisten, wusste aber genau was ich mir antat....zumindest dachte ich das. Doch der Plan war, zwei bis drei Jahre sparen, bis was vernünftiges angeschafft wurde und so lange den alten Bomber nutzen.
Der machte es mir aber nicht leicht, trotz seiner 76.000 Kilometer Laufleistung, was ja eigentlich nichts ist und dem Top Zustand der Karosse (ein Kölner Jung also quasi nie einen Winter gesehen), gab es fast nichts was an dem Ding nicht kaputt ging. An dem Auto lernte ich das schrauben, lernte das Unmögliche möglich zu machen und lernte, welch kleine dinge, an die man quasi nie denkt, für massive Probleme sorgen können. Ich hab ihn gern gehabt, trotz seinem hohen Alter und der Eigenschaft mir jede Woche einen Defekt zu gönnen. Aber wenn man Benzinpumpen, Differentiale, Zylinderkopfdichtungen, ABS Steuerplatinen und und und lernt selbst zu wechseln, erschreckt einen fast gar nichts mehr.
Der Plan war eigentlich einen BMW E90 zu kaufen, wahlweise als 318i oder 320i als LCI Modell, also Facelift. Nach wie vor die beste Serie die BMW je gebaut hat, was zuverlässigkeit, Rostschutz und Qualität angeht, sofern man von den Dieseln absieht. Da gab es 3 bis 5 Jahre alte Autos mit geringer Laufleistung und guter Ausstattung um die 12 bis 16.000 Euro. Heckantrieb, knackige Schaltung, schönes Design...so einer sollte es sein. Tja bis meine Mutter mich anrief und meinte "Hey Fiat macht gerade Werbung für einen Tipo...eine Limousine wie dein Linea". Hatte ich nie davon gehört, wobei ich auch kein Free TV schaue und Werbung so gut wie nie zu sehen bekam, also erster Akt..ab zu Google. Ich war überrascht, nachdem der Linea eine absolute Standuhr und wohl DAS unbeliebteste Auto seit Jahren bei Fiat war, nachdem man mir erklärte das kleine Limousinen in Deutschland quasi unverkäuflich wären, jetzt wieder eine?
Und dann der Name Tipo....mit verlaub ich kannte die Autos aus meiner Jugend, erinnerte mich nicht sonderlich gut an die fahrenden Hutschachteln und viele Bekannte hatten nur Ärger mit den Dingern. Aber meine guten Erfahrungen mit Fiat und das wirklich tolle Design....sorgen dafür das ich mich am darauf folgenden Wochenede sofort zum Fiat Händler aufmachte. Beim Telefonat vorher merkte ich schnell die Chemie zwischen mir und dem Verkäufer stimmte.
Da stand er nun die weiße Limousine und ich war überrascht wie groß der Tipo eigentlich wirkt. Außen richtig erwachsen, ganz anders als der Linea, innen genug Platz für die Familie und für den Preis unschlagbar. Aber oh wen nur mit 95 PS..so wenig hatte ich seit meiner Jugend mit meinem ersten Auto einem Astra G mit 75 PS nicht meht gefahren. Hm....da kamen mir schon zweifel. Einen Diesel-Traktor wollte ich nicht, war mir auch zu teuer und einen 1.6 Benziner hätte ich mit Kusshand genommen, wäre die unsinnige nicht abwählbare Automatik nicht gewesen. Dann ein Blick in den Motorraum, mit dem kleinen Motörchen, den vielen Kabeln und Schläuchen die da so unabgedeckt in der Gegend herumingen...der viele Kunststoff im Innenraum...och nööö....
Aber trotzdem ging er mir nicht mehr aus dem Kopf, ich fuhr ihn Probe und war überrascht. Fahrwerk, Bremsen, Geräuschniveau...alles auf Top Niveau! Er fuhr sich direkt, machte Spaß, war schön leise....naja und der 95 S Motor ging ganz gut. Durch die kurze Übersetzung machte er speziell in der Stadt oder Überland Spaß. Dazu simple und überschaubare Technik...das passte. Keine Kraft aber mit Drehzahl und etwas "Wahnsinn" konnte man auch damit flott unterwegs sein.
Die Gesundheit machte mir dann einen Strich durch die Rechnung und erst nach meiner Gesundung 4 Monate Später, machte ich Nägel mit Köpfen und bestellte mir eine weiße Pop Limousine. Ganze 5 1/2 Monate Später (eine grausame Wartezeit) kam er dann endlich, mitten im tiefsten Winter, dazu noch mit der falschen Innenausstattung, aber egal...ich habe es nicht bereut. Der Tipo ist das Fahrzeug was zu mir passt, was zu meiner Familie passt. Wirkt nicht billig, ist doch bescheiden, kein Aufschneider, aber auch keine graue Maus. Ein perfekter Begleiter für den Alltag. Nicht frei von Macken, aber nichts von bösartiger Natur.
Es war ein harter Kampf das Geld zu sparen, die 3 Jahre Omega zu "überleben" und auch die Wartezeit und alle Hindernisse zu überstehen, deshalb hing ich besonders an dem Auto. Leider vermochte mich die Limousine dann Motormäßig zu ärgern, was nach vielen Monaten nicht gelöst wurde, noch heute wissen sie nicht, was mit dem Fahrzeug ist. Als sich mir die Möglichkeit bot, auf einen Kombi mit T-Jet umzusteigen, zögerte ich nicht lange. Allein auch wegen dem Grund, dass 3 Kinder und Hund in der Limousine einfach zu wenig Platz hatte und meine Familie schon etwas unter meiner Arroganz leiden musste, die da war "ich fahr so ein Papamobil nicht, ein Auto muss so aussehen wie eine Limousine". Ich wollte eben nicht zum typisch biederen Golfheck oder Kombi-Deutschen gehören. Aber die wahl war richtig, für die Familie und auch für mich, was Fahrspaß und Ausstattung angeht.
Hauptsache Tipo oder?